DIE LINKE und der demografische Wandel

Demographischer Wandel ist in aller Munde und wird häufig auf die banale Formel gebracht: „ Es gibt zu wenig Kinder und zu viele alte Leute.“ Mit dieser Feststellung werden häufig Einschnitte und Kürzungen im Bereich der Sozialpolitik begründet, die gar nicht im ursächlichen Zusammenhang mit dem beschrieben Problem stehen. „Demographischer Wandel“ wird häufig undifferenziert zu einem Kampfbegriff der Politik.

Die erweiterte Kreisfraktion der Linken Marburg – Biedenkopf und der Kreisverband Die Linke Waldeck Frankenberg widmeten sich deshalb in einer gemeinsamen Veranstaltung am Samstag, den 18. Dezember in Wetter dieser Thematik. Der Privatdozent Dr. Wolfgang Weiß, Greifswald konnte als Experte für einen Vortrag gewonnen werden und referierte zum Thema „Der demographische Wandel und seine Auswirkungen im ländlichen Raum“.
In der anschließenden Diskussion meint Bernd Hannemann (Marburg), stellv. Fraktionsvorsitzender der Linken im Kreistag Marburg – Biedenkopf in diesem Zusammenhang: „Dass Menschen aufgrund einer verbesserten Gesundheits- und Sozialpolitik älter werden, ist eigentlich kein Umstand, den man bedauern sollte und auch, dass Frauen selbstbestimmt entscheiden, ob sie Kinder bekommen wollen oder nicht, ist eher ein Ausdruck der Emanzipation.“
Dennoch ergeben sich aus diesem gesellschaftlichen Wandel Probleme, denen sich die Linke stellen muss und eigene Lösungsstrategien entwickeln. Gerade der ländliche Raum und große Flächenlandkreise stehen zunehmend unter finanziellem Druck und können eine notwendige Infrastruktur nicht mehr aufrecht erhalten. (Post und Geschäfte werden geschlossen, Gesundheitsversorgung mit Haus- und Landärzten wird zunehmend zu einem Problem, kleinere Schulen werden zusammengefasst). Dazu meint Anna Hofmann (Wetter) Fraktionsvorsitzende der Linken im Kreistag Marburg – Biedenkopf: „Eine Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse, die nach §72 des Grundgesetzes gewährleistet werden sollte, ist schon heute nicht mehr gegeben. In ländlichen Regionen gibt es schon jetzt einen Hausärzte Mangel, eine schlechtere Notarztversorgung und auch die Betreuungssituation für Kinder lässt teilweise zu wünschen übrig. Auch die Versorgung ältere Menschen ist defizitär “.
Ingo Hoppmann (Vöhl), Kreisvorsitzender und Mitglied des Kreistags Waldeck-Frankenberg erwähnt in diesem Zusammenhang seinen Einsatz für die Etablierung eines Seniorenparlaments. Diesem Thema widmet sich auch das Wahlprogramm der Linken. Ingo Hoppmann dazu: „Die Bedürfnisse älterer Menschen werden häufig nicht genügend in der Politik berücksichtigt. Dazu gehört eine bessere Verkehrspolitik z.B. Busverbindungen und Sammeltaxis, die es auch in einem ländlichen Landkreis ermöglichen von A nach B zu kommen. Eine grundsätzliche Barrierefreiheit, der Zugang zu Bildungs- und Kulturangeboten ist ein unabdingbares Menschenrecht von dem ältere Menschen aber oft ausgegrenzt werden.“ Bernd Hannemann (Marburg) betont in diesem Zusammenhang seinen Einsatz für die Aufrechthaltung der Finanzierung der Seniorenbusse im Landkreis Marburg Biedenkopf.
Heidi Boulnois (Bad Wildungen), Spitzenkandidatin auf der Kreisliste in Waldeck Frankenberg und ehemalige stellv. Vorsitzende der Kreisfraktion der Linken in Marburg- Biedenkopf unterstreicht die Ähnlichkeit der Problemlagen beider Flächenlandkreise. Heidi Boulnois dazu: „Die Linke muss sich dem Thema des demographischen Wandels stellen. Unsere Bildungsveranstaltung kann nur ein erster Schritt für eine gemeinsame Zusammenarbeit in diesem Bereich sein. Wichtig wäre es zu einer differenzierten Sichtweise auf das Problem zu gelangen und Lösungsansätze zu entwickeln, die demographischen Wandel nicht nur unter dem Aspekt einer hereinbrechenden Katastrophe betrachten, die man durch Sozialkürzungen bekämpfen muss. Durch den demographischen Wandel entstehen neue Formen der Ausbeutung. Ein Ausspielen der Generationen gegeneinander. Als Linke müssen wir uns klar werden, was wir unter demographischem Wandel verstehen und wie wir in allen gesellschaftlichen Gruppen und Generation eine Gleichwertigkeit von Lebensumständen garantieren können.“

Im Anschluss an die gut besuchte Veranstaltung beschließen die Teilnehmer aus den beiden Kreisen eine enge gemeinsame Zusammenarbeit bei Themen, die beide Landkreise gleichsam betreffen. Angedacht ist bereits eine Veranstaltung zum Thema „Privatisierung im Gesundheitssystem und die Folgen“, diese wird dann voraussichtlich im Februar in Bad Wildungen stattfinden.

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